Montag, 17. September 2012

Nette kanadische Menschen

Kanadische Menschen sind anders - und das im positiven Sinn. Nachdem wir in der Nacht von Freitag zum Samstag gelandet waren, empfing uns unser erster Couchsurfing-Host JP. Obwohl er sichtlich übermüdet war, öffnete uns Jean-Philippe etwa um 24 Uhr Ortszeit die Tür in Shorts und Nachthemd, nachdem wir uns aufgrund allgemeiner Orientierungslosigkeit ziemlich verspäteten. Dennoch sinnierte JP, ein Libanese, der auf eine amerikanische Arbeitserlaubnis wartet und im Prinzip nur seine Zeit in Kanada absitzt, mit uns über die Schönheit und Schattenseiten Montreals. Nach einer komfortablen Nacht in Montreal-Downtown führte uns JP mit aller Ausgiebigkeit durch die Innenstadt und kümmerte sich für uns im Prinzip um alles, was essentiell für uns war (Handy-Prepaidkarten, fairer Geldtausch etc.). Bemerkenswerte Hilfsbereitschaft, die ich aus Deutschland so nicht kenne.

Nach einer ausführlichen Stadttour verschlug es uns dennoch zu den nächsten Couchsurfern: Mavie und Gabou. Mavie und Gabou sind beides echte Punkrock-Girls - die aber jegliche Vorurteile entkräften, die  pöbelnde Punkrocker in deutschen Einkaufszentren geschürt haben. Mavie ist eine angehende Medizinstudentin, Gabou ist eine praktizierende Tierärztin. Das gute alte Parallelleben, das vielleicht auch der ein oder andere von Euch kennt, vollführen diese beiden in Perfektion. Gabou fasste ihre Einstellung dazu recht einprägsam zusammen: "I don't care what other people think". Irgendwie inspirierend. Nach dem ein oder anderen Bier und wirklich angeregten Unterhaltungen hatten wir schließlich auch schon einen Schlüssel zur Wohnung in der Hand, damit wir uns frei bewegen können, wie sie meinten. Am späteren Abend begleiteten wir die beiden und weitere Punkrocker zu einem Szene-Konzert im Herzen Montreals und auch dort wurden wir mit offenen Armen empfangen, als ob wir jahrelang dazugehören und auch blaue Haare hätten. Es ist einfach klasse in unserer Situation von Fremden, was sie ja eigentlich sind, einen so familiären und vertrauten Umgang zu erfahren.

Vielleicht noch das ein oder andere Wort zu unserer Wohnsituation. Neben Mavie und Gabou und den eigentlich fast jederzeit anwesenden Gästen leben wir außerdem mit vier Katzen und einem Hund zusammen. Eine der Katzen, die im übrigen alle mindestens drei Namen besitzen, ist gehbeeinträchtigt und der Hund ist hyperaktiv. Doch ist es keineswegs so, dass uns das irgendwie stört, dafür sind sie viel zu liebenswert. Generell ist es auch keineswegs so, dass hier alles perfekt und aufgeräumt ist, doch gerade das ist es, was den besonderen Charme unserer zweiten Couchsurfing-Hosts ausmacht.

Ein weiterer Herr, dessen Bekanntschaft wir heut machen durften, war Mano, Linienrichter beim Freizeitfussball - ja die haben Linienrichter beim Freizeitkick. Nachdem er uns etwas unengagiert am Rand des Rasens den Ball hochhalten sah, kam er sofort auf uns zu und sagte, wir sollen morgen unbedingt am Jerry Park erscheinen zum nächsten Kräftemessen der Freizeittruppen, diesmal allerdings nicht neben dem Feld.

Nett sind sie, die Kanadier. Soviel steht fest - oder wir sehen einfach nur sehr hilfsbedürftig aus ;-)

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