Mittwoch, 28. November 2012

Das Ende des NYC-Prologs

Das Gröbste ist erst einmal geschafft. Nach nun etwas mehr als einer Woche kann ich definitiv behaupten auch geistig im Big Apple angekommen zu sein. Der Weg dorthin war durchaus steinig. Eine executive summary meiner letzten Tage, während derer ich mich wieder mindestens fünf Jahre jünger fühlte. Warum? Rick Ross, Jim Jones und Fat Man Scoop traten wieder in mein Leben.

Biggie is watching in Brooklyn
Wie ich bereits in vorherigen Blogbeiträgen beschrieben habe, verlief meine ganz persönliche Kennenlernphase mit mit meiner neuen Flamme New York etwas unglücklich. Zuerst bestrafte eine Wechselstube am Times Square meine jugendliche Naivität und im Anschluss musste mich auch noch mein angehender (deutscher) Couchsurfing Host Kevin spontan zweimal versetzen. Von hier an ging es jedoch stetig bergauf und dem dritten Treffen stand dann auch nichts mehr im Wege. Mitten auf dem Times Square  lernte ich schließlich einen von Grund entspannten Typen kennen, der laut eigenen Worten in so etwas wie einen absoluten Traumjob hereinrutschte. Kevins nicht ganz unbekannte Bookingagency Heavy Rotation (bei einigen macht es vielleicht hier schon Klick) ist verantwortlich für die Bookings von weltbekannten Hip-Hop-Künstlern und Rappern, die wohl nicht nur meine Jugend entscheidend prägten. Unter anderem zählen dazu zum Beispiel: DJ Premier, Tyga, Flo Rida, Pharrel, Rick Ross, Jim Jones, Fat Man Scoop etc. etc..

Das wirklich besondere daran: Kevin erzählte mir vom Rich and Famous Lifestyle seiner neureichen und oftmals weltfremden Künstler in einem Ton, der an Bodenständigkeit wohl kaum zu überbieten war und offenbarte damit eine erfrischende Distanz zu etwaigem Größenwahn - die in diesem Job vermutlich auch unabdinglich ist, um nicht nach 2 Jahren einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.

Leider muss ich, trotz aller größter Versuchung, die teils blamablen aber defintiv unterhaltsamen und illustren Geschichten meiner Hip-Hop-Jugendhelden - zumindest in diesem öffentlichen Rahmen - unter Verschluss halten, da ich nur ungern mit Busta Rhymes in den Rechtsstreit geraten möchte. Vielleicht soviel:  Einige Stories waren sehr sehr sehr erschreckend, andere wiederum zeigten, dass auch Menschen, die 8 Kilo schwere Ketten tragen, nur normale Menschen sind. Die wichtigste Erkenntis dabei: Dj Premier ist tatsächlich so real, wie er es in seiner Musik demonstriert. Für mich eine große Erleichterung.

Die Tage mit Kevin, der eigentlich tendentiell eher Indierock zugeneigt ist und deshalb seine Heavy Rotation Artists quasi auswendig lernen musste, vergingen bei reichlich Bier und reichlich back in the days Hip-Hop-Abenden wie im Flug und am Montag hatte mein Zusammenleben mit Kevin ein jähes Ende: Er musste mit Fat Man Scoop zu einem Auftritt nach Atlantic City (das Las Vegas der Ostküste) fliegen. Das nenn ich mal ARBEITEN.

Do we? 
Nach diesen Tagen unter dem Motto "Zurück in die Zukunft" stand mir anschließend der Sinn nach etwas Lebenstruktur - was in meinem Fall drei Übernachtungen in Folge an selbem Ort bedeutet - und ich buchte mich für fünf Tage ins Hostel ein und brachte erstmal den ganzen Touristenkram hinter mich (9/11 Memorial, Times Square, Chinatown etc.). Um einige schicke Aussichten bereichert - und einige Dollars erleichtert - bin nun an aber endlich an dem Punkt angekommen, dem ich schon länger entgegenfiebere. Es steht dabei die Frage im Mittelpunkt:

Wie wäre es wohl als New Yorker zu leben? 

Zwei Wochen habe ich nun Zeit während meiner "ein Leben in New York" Simulation darüber Erkenntnisse zu gewinnen. Ein erster Schritt ist bereits getan: Auf Craigslist fand ich das dringende Gesuch der Hilfsorganisation New York State Of Mind, die noch Volunteers für die Armen- und Heimatlosenspeisung suchte und ich beschloss, daran teilzunehmen. Schließlich habe ich genügend Zeit und Energie sowieso. Im Nachhinein war es wohl meine mit Abstand beste Entscheidung seit ich in New York bin. Denn was ist viel schöner als irgendwelche Ausblicke von bekannten Brücken oder weltberühmten Gebäuden? Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern mit einer so banalen Sache wie einem warmen Abendmahl.

Wir werden sehen, wie der Pfad meines simulierten Lebens in der Weltstadt weiterhin verläuft, aber der Anfang war allemal gut.

Angebot für alle Interessierten; Schwarze Chucks für 29,95 Dollar (=25 Euro), anybody? Message me via FB...

Sonntag, 25. November 2012

Central Parc














Nachdem ich mich die letzten Tage mit den Speicherplatzbeschränkungen von blogger.com auseinandergesetzt habe, kann ich Euch nun endlich die Oase der Natur inmitten des New Yorker  Großstadtsmogs in ein paar Bildern vorstellen. Ich hoffe es gefällt!

Mittwoch, 21. November 2012

2 Tage NYC für Anfänger: „Schmeiß mich raus auf der Welt, wo du willst. Ich komm klar!“



Allmählich scheine ich die nächste Stufe meiner persönlichen Weltreise-Evolution erreicht zu haben. Ich weiß um 17 Uhr in einer der größten Städte der Welt nicht, wo ich die Nacht verbringen werde, aber ich verspüre keine Panik. Und letztendlich wird tatsächlich immer alles gut. Doch vielleicht erzähle ich diese Geschichte lieber von Beginn an. 

Nach elf mehr oder weniger verzückenden Stunden im Greyhoundbus (der Bus hatte Wlan und Steckdosen, aber ich schlief dafür maximal zwei Stunden im rammelvollen Bus) stand ich um Punkt 06.15 Uhr auf dem Times Square und mein Kiefer tut noch bis heute weh, weil er so hart nach unten fiel. Im Prinzip sah ich nämlich nur noch Lichter und Menschen, die armeisenartig puren Stress, Chaos und Eile versprühten. Mittendrin in diesem illustren Schauspiel: ein 23-jähriger Schweriner, der außer einem Treffen mit seinem neuen Couchsurfinghost am Nachmittag  und voll gepackten Taschen nichts mitgebracht hat.
Somit sind wir auch schon bei NY-Lektion Nr.1:

Tausche nie Geld auf dem Times Square!

Mit jugendlicher Blauäugigkeit entschied ich mich direkt nach meiner Ankunft in der seriösest wirkenden Stube einen Teil meines Kanadischen Bargelds einzutauschen. Was soll ich schließlich noch mit dem ganzen Kanadischen Geld? Dennoch kann ich sehr froh sein, dass mir irgendeine Stimme auch schon um 06.15 Uhr in der Früh flüsterte:

Wechsel nicht alles auf einmal.

Denn: Die liebe Dame am Schalter – die rotzfrech auch noch fragte, ob dies mein erstes Mal in NY sei – gab mir bei einem Kurs von 1:1 für 100 Kanadische Dollar lächerliche 80 Amerikanische Dollar wieder. Die fehlenden 20 Dollar waren dann auf dem Bon selbstverständlich als Gebühr ausgewiesen. Ich hatte sicher schon wärmere Willkommensparties, aber NY-Lektion Nr. 1 war somit schnell  gelernt. Ohne mich darüber zu lange zu ärgern, verbuchte ich meinen durchaus schlechten ersten NY-Eindruck unter der Kategorie Lehrgeld. Mit etwas Abstand war ich mir auch schon wenig später  bewusst, wie naiv ich eigentlich war.
Wie auch immer, die Situation blieb die selbe: Ich stand immer noch völlig ahnungslos im Herzen einer der pulsierendsten Metropolen dieser Welt. Deshalb blieb ich auch zunächst meinem neu eingeführten Ritual treu, den nächstbesten Starbucks  (die hier ohnehin auf jeden fünften Schritt folgen) aufzusuchen und mir mit Kaffee und Internet einen Plan zu machen. So weit, so gut. Doch leider wurde der einzige Plan, der je ansatzweise existierte, dann auch noch über den Haufen geworfen.  Mein CS-Host Kevin hatte sich gemeldet und teilte mir mit, dass er spontan aus der Stadt musste, weil er jobliche Verpflichtungen hatte. Um dies allerdings sofort in ein rechtes Licht zu rücken, möchte ich erwähnen, dass er  zuvor auch angekündigt hatte, dass dies der Fall sein könne. 

Nun gut, gehen wir über zu Plan B! Ach ne, den gibt es ja nicht.

Nun sitze ich also im Starbucks auf der 7th Avenue mit zwei vollen Taschen, einem Computer, nicht der rudimentärsten Ahnung vom Bus- und Bahnverkehr,  und habe zusätzlich auch nicht den leisesten Schimmer, wo ich die anstehende Nacht verbringe. Über fehlende Beschäftigung konnte ich mich in diesen Tagen jedenfalls nicht beklagen.
Nach reichlich Internetrecherche und brutaler Koffein-Kur fand ich schließlich ein vernünftiges Hostel mitten in Brooklyn, das halbwegs meinen Preisvorstellungen entsprach und mit einigen bzw. ehrlich gesagt ziemlich vielen doofen Fragen schaufelte ich mir anschließend meinen Weg durch das New Yorker Bahnsystem und erreichte meine nächtliche Behausung. Mein Treffen mit Kevin hatte ich auf den nachfolgenden Tag verschoben.
Voller Tatendrang begab ich mich am nächsten Tag wieder nach Downtown und arrangierte zunächst die Dinge, die aus meinem jugendlich-sportlichen Horizont aus am wichtigsten erschienen: Karten für NBA-Spiele. Statt der ursprünglich angedachten Partie Brooklyn Nets vs. New York Knicks entschied ich mich letztlich für eine andere Variante, die mich das Gleiche kostet, aber stattdessen attraktive 2 Spiele beinhaltet:
                Denver Nuggets vs. New York Knicks (Madison Square Garden)
                LA Clippers vs. Brooklyn Nets (Barcleys Center) 

Nach diesen zwei besonders stolzen Kreuzen auf meiner persönlichen To-Do-Liste erwartete mich im Anschluss wieder der einzige Fixpunkt meiner Reise: Starbucks. Erneut empfing mich mein Wohnzimmer allerdings mit schlechten Nachrichten: Kevin ist beruflich einen weiteren Tag aus der Stadt und unser Treff fällt deshalb ein weiteres Mal aus. Nun, so ganz neu war mir diese Situation jetzt ja nicht, doch die Uhrzeit war diesmal etwas schockierender: 17:37 Uhr. Komischerweise suchte ich dennoch jedes Gefühl der Angst oder Aufgeschmissenheit in mir vergebens. Alles wird schon gut werden – und das auch nachdem das Hostel, in dem ich die vorige Nacht verbracht hatte, mir mitteilte, dass es bereits ausgebucht sei. Google angeschmissen, etwas Recherche betrieben und dank des digitalen Zeitalters, in dem wir Leben, war nur 10 Minuten später bereits ein neuer Plan vorhanden. Das International Students Hostel in Manhattan wurde also für eine Nacht mein zu Hause und wie es Fortuna immer so will, teilte mir der Rezeptionist auch gleich bei meiner Ankunft unmissverständlich mit, was für ein Glück ich habe. Warum? Ich habe das allerletzte Bett des Hauses erstanden.
Ab morgen bin ich dann vorübergehend bei Kevin untergebracht und kann mich endlich sorgenfrei mit der Schönheit New Yorks befassen. Aus so vielen Mündern habe ich bereits von der einzigartigen „Energie“ gehört, die der Big Apple so versprüht und tat dies ehrlich gesagt als komisches Geschwätz ab. Doch wer einmal hier war, der weiß definitiv, was gemeint ist. New York ist eine unglaublich facettenreiche und pulsierende Stadt und in den nächsten Tagen werde ich Euch diese Energie auch versuchen in Bildern einzufangen. Erstmal muss ich jedoch die Formalitäten in den Griff kriegen ;-)

Beste Grüße an alle Lesenden aus New York

Wer Tipps hat, ist ausdrücklich dazu aufgefordert sie mir per facebook mitzuteilen! ;-)

Lonesome Rider



Nicht, dass es mich überrascht, doch die Veränderung von einer dreisamen zu einer einsamen Weltreise ist durchaus immens. Insbesondere in meinen wundervollen Tagen in Toronto habe ich so viele Dinge gesehen, die mich inspiriert oder beeindruckt haben, aber mit wem teil ich dies nun? Sicher ist in dieser Hinsicht auch der ein oder andere Smalltalk im Hostel oder auf der Straße ganz nett, ein vollwertiger Ersatz ist es jedoch definitiv nicht -- Ich weiß Wehleidigkeit steht mir nicht. Alleine durch die Straßen riesiger Metropolen unter Millionen anderen kanadischen, asiatischen - und erschreckend vielen deutschen - Menschen zu schlendern, wird sich für einen geborenen Teamplayer wie mich wohl niemals normalisieren. Und, wie wir außerdem alle wissen, ist selbst der böseste Mensch grundsätzlich ein soziales Wesen.
Meine neuen Freunde und ich. Vielleicht bring ich sie mit nach Deutschland.

Nichtsdestotrotz gibt es auch von dieser Konstellation eine nicht zu vernachlässigende Kehrseite der Medaille. Denn: Es klingt banal, doch ich habe mich definitiv noch nie freier gefühlt. Ein kluger Mann mit dem Namen Wilhelm von Humboldt sagte einst, dass das Ziel eines Studiums sei, autonome Individuen bzw. sogenannte Weltbürger zu  kreieren. Wer ist aktuell ein Weltbürger, wenn nicht meine Wenigkeit?

Auch andere Begleiterscheinungen  schaffen es immer wieder mich, den Lonesome Rider, zu verzücken. Denn beinah nach jedem kleinen selbstständig geplanten Ausflug, nach jeder 20-stündigen Busfahrt und nach jeder angeregten Unterhaltung auf Englisch, verspürt man ein wenig den Drang, sich persönlich auf die Schulter klopfen zu wollen, dass man dies alles ohne größere Blamagen auf die Reihe bekommen hat. Man lernt kleine Erfolge, die zuvor in Tick-Trick-und-Track-Konstellation selbstverständlich waren, zu schätzen.  

Verfasst am 19.11.2012. Direkt neben einem Toilettenkeeper des Torontoer Busbahnhofs, der seit einer und einer halben Stunde  rotzfrech behauptet , dass das einzige Klo des Bahnhofs weiterhin für nur noch eine halbe Stunde gesperrt sei. In dieser Zeit kommandierte der junge Herr ohne Gewissensbisse Hunderte aufgebrachte Gäste schlichtweg aus dem Gebäude. Großes Kino – zumindest für mich.

Montag, 19. November 2012

Best Of Toronto

Der lyrische Teil dieses Beitrags soll sich definitiv in Grenzen halten, da sich jeder Interessierte auf Grundlage der folgenden Bilderfolge hervorragend selbst eine Meinung bilden kann. Doch soviel vorweg: Toronto war (mit Abstand) die schönste, einzigartigste und vielfältigste Metropole, die ich in Kanada kennenlernen durfte. Der bunte Mix der Stadt aus Kunst, Moderne, kultureller Vielfalt und einer bemerkenswerten Infrastruktur  erschien mir beinah am Optimum. Bereits nach einem Tag hab ich mich in den Straßen, trotz extrem wenig Orientierungssinn meinerseits,  zu Recht gefunden und vor allem eine Tatsache beeindruckt in dieser Hinsicht außerdem: Es ist alles, was von Bedeutung ist, zu Fuß zu erreichen. In einer Stadt mit über 2,5 Millionen Einwohnern ist dies alles andere als selbstverständlich.

Ich kann eigentlich jetzt schon sagen, dass meine 2 Tage in Toronto recht knapp bemessen waren, doch wer mit seinen Hintergedanken bereits im Madison Square Garden sitzt, der kennt in dieser Hinsicht keine Reue. Trotzdem möchte ich von nun an meinem eigentlichen Vorhaben treu bleiben und Bilder sprechen lassen. 

Enjoy it! 






AIR CANADA CENTER




SPADINA AV

UNIVERSITY AV


Torontos eigenwilliger Walk Of Fame (Steve Nash)


(Nickelback)
(James Cameron)



Lake Shore