Sonntag, 21. April 2013

Die kulinarische Nahtoderfahrung


Eigentlich besitzt die Reisegruppe Ostdeutschland bei der Wahl ihrer Mahlzeiten eine in Stein gemeißelte Grundsatzordnung. An oberster Stelle steht dabei, dass es für wenig Geld extrem viel Essen geben muss - und das heißt in Mexiko wirklich extrem viel - sowie dass die Hygiene der Küche zumindest deutschen zwei Sternen entspricht. Schlussendlich bedeutet dies dann zumeist, dass wir uns täglich etwa eine Stunde – manchmal auch zwei oder drei - nur mit unserer Restaurant-Auswahl beschäftigen. Bis dato fuhren wir mit dieser tendenziell nervenaufreibenden Essensselektion auch recht gut, doch gestern dachten wir:

"Heute machen wir alles anders."

Aufgrund einer Verabredung in den Abendstunden waren wir etwas in Zeitnot und trafen notgedrungen etwas zügiger unsere sonst bis ins kleinste Detail durchdachte Entscheidung. Ein fataler Fehler.

Unter einer kleinen Ansammlung mexikanischer Spezialitäten begeisterte vor allem Marcus und mich – ganz unserem Prinzip „viel für wenig“ entsprechend - der "platos grande". Auf deutsch: der große Teller. Dementsprechend groß war auch die kulinarische Euphorie unsererseits. Als wir dann jedoch sahen, dass der große Teller skurrilerweise in einer Schüssel serviert wurde, ergriff uns bereits erste Skepsis und wir sezierten die merkwürdige rote Suppe. Bei genauerer Betrachtung erkannten wir dabei so etwas ähnliches wie Fleisch in der fettigen Brühe, das wie rohe Hühnerhaut anmutete. Den Gest... ehm, den Geruch, den dieses ganze Spektakel dabei absonderte, möchte ich an dieser Stelle mal ganz außen vorlassen. Auch unsere Träume, dass dies nur die Vorspeise sei, zerschlugen sich mit einem ruppig-freundlichen „Das ist alles“ der Thekenfrau recht unverzüglich. Ohnehin hatten wir uns bereits gefragt, warum die beiden mexikanischen Köchinnen uns bei unserer Bestellung offensichtlich aus- oder formulieren wir es mal positiv anlachten.

Die Bilanz dieses ganzen Desasters lautete unter dem Strich: 150 Pesos für drei unangetastete "platos grande" und Baggi liegt mit Magen-Darm im Bett.

Die eigentliche Spitze des Eisbergs ereilte uns dennoch aber erst heute früh. Denn beim Frühstück teilte uns unsere mexikanische Gastgeberin mit, dass es sich beim „platos grande“ um ein Gericht handelte, dass selbst unter Mexikanern als außerordentliche Delikatesse gilt. Pancita nannte sich nämlich unser Abenteueressen - gewürzte Suppe mit Schweinemagen. Bon provecho!

Die Moral von der Geschicht: In Zukunft machen wir aus unserer Essenauswahl wohl lieber wieder eine Wissenschaft.

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