Mittwoch, 12. Dezember 2012

Heimlich, still und leise...

... machte ich mich nach Boston auf die Reise. Asche auf mein Haupt, zumindest eine Notiz hätte meine Abreise aus New York vor wenigen Tagen verdient gehabt, doch unerwartete Geburtstagszeremonien und der letzte verbliebene Rest eines Privatlebens sorgten für die jüngste Blog-Abstinenz.

Nach meinen drei Wochen High Life in New York stand mir der Sinn erst mal nach etwas Tradition. D.h.: zurück in den Packesel-Modus und zu Kreuze kriechen bei meinem einzig treuen Wegbegleiter: dem Greyhoundbus.  Dieser zeigte sich einsichtig und manövrierte mich mit gewohnter halbstündiger - oder diesmal eher einstündiger - Verspätung von einem Extrem ins nächste. Während sich die Identität New Yorks vor allem durch kulturelle Vielfalt und die kunterbunte Vermischung zahlloser Ethnien auszeichnete, beeindruckt die Heimat der Boston Celtics mit einem diametral gegenüberstehenden Charme. Tradition und regionale Verbundeheit werden in Massachusetts besonders groß geschrieben - und diese finden Ausdruck in einer penetrant anmutenden Omnipräsenz von Boston Bruins- und New England Patriots-Kappen.

Hogwarts...euh... Harvard
Das unverwechselbare Bild der Stadt und insbesondere die Umgebung im Umkreis der Harvard University glänzt durch eine beinah perfekte Mischung aus traditioneller Architektur und Moderne.

Nach etwas sightseeing in Cambridge erreichte ich dann auch schon meinen neuen Couchsurfing-Host Dan, der mir vor allem durch seine offen zur Schau gestellte Liebe für American Sports schnell sympathisch war. Nichtsdestotrotz stellte sich meine erste Annahme, dass ich es dann wohl mit einem "typischen" dickbäuchigen, biertrinkenden Football-Enthusiasten zu tun hätte, mal wieder als gänzlich falsch dar. Dan war alles andere als ein bierbäuchiger, grölender Patriots-Fan, der amerikanische Stereotypen streute, und beeindruckte mich stattdessen zunächst ungemein mit seinem Engineering-Abschluss an der Michigan State (Elite-)University. Nicht, dass er sich darauf etwas einbilden würde, aber ein MSU-Zertifikat hat nicht jederman an der Wand hängen. Als CEO einer kanadischen Firma verrichtet er seine gesamte Arbeit von zu Hause und ist darüber hinaus ein total liebenswerter Kerl. Warum liebenswert?
Silas und Jamal haben anscheinend ihre Spuren hinerlassen
In einem Nebensatz erwähnte ich - in der Intention peinliche Momente am Dienstag zu vermeiden -, dass am morgigen Tag mein Geburtstag sei und ich  deshalb ein paar Bier sponsoren möchte. Aber seit Beginn meines zaghaften Versuches und dem Stichwort "Birthday" war bei Dan komplett Durchzug angesagt und er steuerte schnurrstracks den nächsten Supermarkt an, kaufte alle Zutaten für ein mexikanisches Festessen und kreierte im Anschluss eine Nuss-Schokotorte nach Rezept seiner Oma - und das alles zu Ehren eines Rostocker Fischkopfs, den er seit gut zwei stunden kannte. Bemerkenswert!
Gemeinsam mit Dans Mitbewohnern Joel (Model) und Roli (Photograph) feierte ich so meinen Geburtstag inmitten dreier Personen, die ich keine 24 Stunden kannte und fühlte mich komischerweise wie unter langjährigen Freunden.


Der 24. Geburtstag - einerseits war er total komisch, andererseits total einzigartig. Aber definitiv war es ein Geburstag, den ich im Gegensatz zum Großteil der letzten 23 kaum so schnell vergessen werde.


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