Donnerstag, 2. Oktober 2014

Über den Tisch gezogen?!

Heute habe ich mir etwas aufschwatzen lassen – und im Nachhinein war das sogar eine super Entscheidung. Normalerweise bin ich es gewohnt, sobald ich Deutschland verlasse und nicht unbedingt nach Österreich oder Nordamerika verreise, erstmal sofort in einen freundlichen aber bestimmten "No, Thanks!" Modus zu schalten. Als Nordeuropäer bin ich für fast alle anderen Kulturen der Welt nämlich ein lebender Geldschein. In der Vergangenheit führte das dann dazu, dass nahezu jeder aufdringliche Verkäufer (und davon gibt es eine Mange) mit steigender Reisedauer umso schroffer abgewiesen wurde. Dies führte dann im Extremfall sogar zu Handgreiflichkeiten.


Humayun-Mausoleum - Humayuns tomb
Besonders schlimm ist es in Touristengebieten, insofern war ich auf das Schlimmste vorbereitet. Ich besuchte heute das wirklich äußerst beeindruckende Humayun-Mausoleum (UNESCO Welterbe). Eine architektonische Meisterleitung aus dem 16. Jahrhundert, die an das Taj Mahal erinnert und mutmaßlich als dessen Inspiration diente. Ich denke, die Bilder des Grabmals sprechen für sich.

Doch zurück zum Thema: Nachdem der Hinweg mit dem Tuk-Tuk zum mit Metro nur schwer erreichbaren Humayun noch zu den ortsüblichen Jangpura-Preisen (3 Km für 80 Rupien=1 Euro) ablief, war natürlich klar, dass auf dem Rückweg, also vor dem Grabmal des Humayun, nur die größten Tuk-Tuk-Abzocker warten werden. 

So war es dann mehr oder weniger auch. Ich hatte die Wahl zwischen zwei Tuk-Tuk-Fahrern, die jeweils mit einem Preis von 80 Rupien zufrieden waren, aber jeweils noch einen Stopp machen wollten. Die Option "einfach nur nach Hause" gab es bei beiden nicht. Der eine jüngere Fahrer wollte auf irgendeinen Markt, der andere ältere Weißbart bei einem Souvenir Shop Halt machen. Der Weißbart erschien mir vertrauenserweckender. Völlig gleichgültig und uninteressiert trat ich also wenig später aus dem Tuk-Tuk in den besagten Souvenir Shop. Mein Fahrer setzte sich direkt zu seinen Freunden im Geschäft und lachte laut herum. "Das war ja klar", dachte ich mir. 

Meine skeptische Grundhaltung wurde eher noch aggressiver, als der Verkäufer dann begann, mir nach und nach sein Sortiment zu zeigen. Erst irgendwelche Tücher, dann komische Ringe und schließlich Skulpturen. Der erste Skulptur war nicht wirklich hübsch, die zweite erst recht nicht. Er ging dann über zu Elefanten. Ein Tier, das ich irgendwie mag. Aufgrund des Elefanten-Gottes Ganesha sind sie in Indien heilig und kommen durchaus als nettes Souvenir in Betracht. Kurz darauf vergaß ich mich, und registrierte, dass seine handgemachten Elefanten-Skulpturen eigentlich sogar qualitativ hochwertig und hübsch anzuschauen waren. Auf den vergangenen Reisen habe ich die Erfahrung gemacht, wenn du die Dinge, die dir spontan gefallen, nicht kaufst, stehst du letztendlich komplett ohne zufriedenstellendes Souvenir dar. Für 500 statt der ausgepreisten 700 Rupien erhielt ich so zu Beginn meiner Reise bereits ein ordentliches Souvenir, das sich nun, also auch einen Tag danach, als guter Kauf anfühlt. Manchmal muss man auch mal Touri sein. 

Dass meinem Tuk-Tuk-Fahrer auf dem Weg aus dem Geschäft direkt hinter meinem Rücken 100 Rupien als Provision in die Hand gedrückt wurden, war mir letztlich auch egal. Ohne ihn hätte ich diesen tollen Laden gar nicht gefunden und so bin ich Didar, so hieß der Gute, sogar ein wenig dankbar. Seine weiteren Offerten, dass er mich quasi durch ganz Delhi kutschieren könnte, musste ich dennoch ablehnen. Irgendwann ist dann auch mal wieder gut mit der Geberlaune.


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