#1: Nach zwei Tagen eine WG gründen
Sobald ich die deutschen Landesgrenzen verlasse, verschieben sich zwangsläufig auch meine eigenen Prinzipien ein wenig. Das heißt natürlich nicht, dass ich grundsätzlich ein anderer Mensch bin, aber sobald ich den Travel-Modus hochfahre, verlieren bestimmte deutsche Angewohnheiten, Verhaltensweisen und Prioritäten schlichtweg ihre Gültigkeit und müssen mehr oder weniger ersetzt werden. Was das genau heißt, wird euch die heute startende Kaese-auf-Weltreise-Serie mit dem Titel „Dinge, die man nur auf Reisen tut…“ scheibchenweise beleuchten.
Wir starten mit einer Anekdote aus der Kategorie „in
Deutschland würde ich das niemals machen“. Vor einigen Tagen habe ich Andreas
(angehender Praktikant der RSL Stiftung) kennengelernt. Er war zufällig im
gleichen Hotel abgestiegen wie ich und nach meiner französischen Erfahrung mit Laurent wusste ich ein richtiges mit Inhalten gefülltes Gespräch mal
wieder echt zu schätzen. Das hätte nicht zwanghaft auf Deutsch sein müssen, der
Zufall wollte es aber so.
Mein angehender Roomie Andreas |
Einen Tag Sightseeing und einige Unterhaltungen später
stellten wir fest, dass wir beide mit der Situation, dauerhaft im Hotel zu leben,
unzufrieden waren und erzählten, was uns zum Beispiel alles daran störte.
Schreiende Inder, vorbeirauschende Züge – es hatte sich etwas
Frustrationspotenzial angesammelt, allerdings hochgradig unzufrieden waren wir
auch wieder nicht. Jedoch, und da waren wir uns einig, gehört es zu einem richtigen
Leben in einer fremden Weltmetropole auch irgendwie dazu, eine eigene Wohnung zu haben und nicht dauerhaft im Hotel zu leben. Einige Wimpernschläge später entzückte
uns ein gemeinsamer Geistesblitz:
„Wir kennen uns ja nun bereits fast 48 Stunden. Wir
gründen eine WG!“
Richtig gehört, wir gründen spontan eine WG. Da wir
beide noch über zwei Monate in der Stadt sind, macht das selbst rational
gesehen, irgendwo Sinn. So viel Sesshaftigkeit ist vielleicht nicht ultimativ
"travel-mäßig", aber den Umständen entsprechend.
Nur einen Tag später trafen wir
uns mit diversen Maklern, handelten gemeinsam mit einem indischen Freund von
Andreas bis aufs Blut, und beziehen nun schlussendlich gemeinsam eine Wohnung
im Süden Delhis und werden wohl oder
übel viel Zeit miteinander verbringen. Somit werden wir nach zwei Tagen Bekanntschaft eine WG
aufmachen. Sowas macht man halt nur auf Reisen.
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