Allmählich
scheine ich die nächste Stufe meiner persönlichen Weltreise-Evolution erreicht
zu haben. Ich weiß um 17 Uhr in einer der größten Städte der Welt nicht, wo ich
die Nacht verbringen werde, aber ich verspüre keine Panik. Und letztendlich
wird tatsächlich immer alles gut. Doch vielleicht erzähle ich diese Geschichte
lieber von Beginn an.
Nach elf mehr
oder weniger verzückenden Stunden im Greyhoundbus (der Bus hatte Wlan und
Steckdosen, aber ich schlief dafür maximal zwei Stunden im rammelvollen Bus)
stand ich um Punkt 06.15 Uhr auf dem Times Square und mein Kiefer tut noch bis
heute weh, weil er so hart nach unten fiel. Im Prinzip sah ich nämlich nur noch
Lichter und Menschen, die armeisenartig puren Stress, Chaos und Eile
versprühten. Mittendrin in diesem illustren Schauspiel: ein 23-jähriger
Schweriner, der außer einem Treffen mit seinem neuen Couchsurfinghost am
Nachmittag und voll gepackten Taschen
nichts mitgebracht hat.
Tausche nie Geld auf dem Times Square!
Mit
jugendlicher Blauäugigkeit entschied ich mich direkt nach meiner Ankunft in der
seriösest wirkenden Stube einen Teil meines Kanadischen Bargelds einzutauschen.
Was soll ich schließlich noch mit dem ganzen Kanadischen Geld? Dennoch kann ich
sehr froh sein, dass mir irgendeine Stimme auch schon um 06.15 Uhr in der Früh
flüsterte:
Wechsel
nicht alles auf einmal.
Denn: Die liebe Dame am Schalter – die
rotzfrech auch noch fragte, ob dies mein erstes Mal in NY sei – gab mir bei
einem Kurs von 1:1 für 100 Kanadische Dollar lächerliche 80 Amerikanische
Dollar wieder. Die fehlenden 20 Dollar waren dann auf dem Bon
selbstverständlich als Gebühr ausgewiesen. Ich hatte sicher schon wärmere
Willkommensparties, aber NY-Lektion Nr. 1 war somit schnell gelernt. Ohne mich darüber zu lange zu
ärgern, verbuchte ich meinen durchaus schlechten ersten NY-Eindruck unter der
Kategorie Lehrgeld. Mit etwas Abstand war ich mir auch schon wenig später bewusst, wie naiv ich eigentlich war.
Wie auch
immer, die Situation blieb die selbe: Ich stand immer noch völlig ahnungslos im
Herzen einer der pulsierendsten Metropolen dieser Welt. Deshalb blieb ich auch
zunächst meinem neu eingeführten Ritual treu, den nächstbesten Starbucks (die hier ohnehin auf jeden fünften Schritt
folgen) aufzusuchen und mir mit Kaffee und Internet einen Plan zu machen. So
weit, so gut. Doch leider wurde der einzige Plan, der je ansatzweise
existierte, dann auch noch über den Haufen geworfen. Mein CS-Host Kevin hatte sich gemeldet und
teilte mir mit, dass er spontan aus der Stadt musste, weil er jobliche
Verpflichtungen hatte. Um dies allerdings sofort in ein rechtes Licht zu
rücken, möchte ich erwähnen, dass er
zuvor auch angekündigt hatte, dass dies der Fall sein könne.
Nun gut, gehen wir über zu Plan B! Ach
ne, den gibt es ja nicht.
Nun sitze ich
also im Starbucks auf der 7th Avenue mit zwei vollen Taschen, einem Computer,
nicht der rudimentärsten Ahnung vom Bus- und Bahnverkehr, und habe zusätzlich auch nicht den leisesten
Schimmer, wo ich die anstehende Nacht verbringe. Über fehlende Beschäftigung
konnte ich mich in diesen Tagen jedenfalls nicht beklagen.
Nach
reichlich Internetrecherche und brutaler Koffein-Kur fand ich schließlich ein
vernünftiges Hostel mitten in Brooklyn, das halbwegs meinen Preisvorstellungen
entsprach und mit einigen bzw. ehrlich gesagt ziemlich vielen doofen Fragen
schaufelte ich mir anschließend meinen Weg durch das New Yorker Bahnsystem und
erreichte meine nächtliche Behausung. Mein Treffen mit Kevin hatte ich auf den
nachfolgenden Tag verschoben.
Voller
Tatendrang begab ich mich am nächsten Tag wieder nach Downtown und arrangierte
zunächst die Dinge, die aus meinem jugendlich-sportlichen Horizont aus am
wichtigsten erschienen: Karten für NBA-Spiele. Statt der ursprünglich
angedachten Partie Brooklyn Nets vs. New York Knicks entschied ich mich
letztlich für eine andere Variante, die mich das Gleiche kostet, aber
stattdessen attraktive 2 Spiele beinhaltet:
Denver Nuggets
vs. New York Knicks (Madison Square Garden)
LA
Clippers vs. Brooklyn Nets (Barcleys Center)
Nach diesen
zwei besonders stolzen Kreuzen auf meiner persönlichen To-Do-Liste erwartete
mich im Anschluss wieder der einzige Fixpunkt meiner Reise: Starbucks. Erneut
empfing mich mein Wohnzimmer allerdings mit schlechten Nachrichten: Kevin ist
beruflich einen weiteren Tag aus der Stadt und unser Treff fällt deshalb ein
weiteres Mal aus. Nun, so ganz neu war mir diese Situation jetzt ja nicht, doch
die Uhrzeit war diesmal etwas schockierender: 17:37 Uhr. Komischerweise suchte
ich dennoch jedes Gefühl der Angst oder Aufgeschmissenheit in mir vergebens. Alles
wird schon gut werden – und das auch nachdem das Hostel, in dem ich die vorige
Nacht verbracht hatte, mir mitteilte, dass es bereits ausgebucht sei. Google
angeschmissen, etwas Recherche betrieben und dank des digitalen Zeitalters, in
dem wir Leben, war nur 10 Minuten später bereits ein neuer Plan vorhanden. Das
International Students Hostel in Manhattan wurde also für eine Nacht mein zu
Hause und wie es Fortuna immer so will, teilte mir der Rezeptionist auch gleich
bei meiner Ankunft unmissverständlich mit, was für ein Glück ich habe. Warum?
Ich habe das allerletzte Bett des Hauses erstanden.
Ab morgen bin ich dann vorübergehend bei Kevin
untergebracht und kann mich endlich sorgenfrei mit der Schönheit New Yorks
befassen. Aus so vielen Mündern habe ich bereits von der einzigartigen
„Energie“ gehört, die der Big Apple so versprüht und tat dies ehrlich gesagt
als komisches Geschwätz ab. Doch wer einmal hier war, der weiß definitiv, was
gemeint ist. New York ist eine unglaublich facettenreiche und pulsierende Stadt
und in den nächsten Tagen werde ich Euch diese Energie auch versuchen in
Bildern einzufangen. Erstmal muss ich jedoch die Formalitäten in den Griff
kriegen ;-)
Beste Grüße
an alle Lesenden aus New York
Wer Tipps hat, ist ausdrücklich dazu aufgefordert sie mir per facebook mitzuteilen! ;-)
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