Eigentlich besitzt die Reisegruppe
Ostdeutschland bei der Wahl ihrer Mahlzeiten eine in Stein gemeißelte
Grundsatzordnung. An oberster Stelle steht dabei, dass es für wenig
Geld extrem viel Essen geben muss - und das heißt in Mexiko wirklich
extrem viel - sowie dass die Hygiene der Küche zumindest deutschen
zwei Sternen entspricht. Schlussendlich bedeutet dies dann zumeist,
dass wir uns täglich etwa eine Stunde – manchmal auch zwei oder
drei - nur mit unserer Restaurant-Auswahl beschäftigen. Bis dato
fuhren wir mit dieser tendenziell nervenaufreibenden Essensselektion
auch recht gut, doch gestern dachten wir:
"Heute machen wir alles anders."
Aufgrund einer Verabredung in den
Abendstunden waren wir etwas in Zeitnot und trafen notgedrungen etwas
zügiger unsere sonst bis ins kleinste Detail durchdachte
Entscheidung. Ein fataler Fehler.
Unter einer kleinen Ansammlung
mexikanischer Spezialitäten begeisterte vor allem Marcus und mich –
ganz unserem Prinzip „viel für wenig“ entsprechend - der "platos
grande". Auf deutsch: der große Teller. Dementsprechend groß
war auch die kulinarische Euphorie unsererseits. Als wir dann jedoch
sahen, dass der große Teller skurrilerweise in einer Schüssel
serviert wurde, ergriff uns bereits erste Skepsis und wir sezierten
die merkwürdige rote Suppe. Bei genauerer Betrachtung erkannten wir
dabei so etwas ähnliches wie Fleisch in der fettigen Brühe, das wie
rohe Hühnerhaut anmutete. Den Gest... ehm, den Geruch, den dieses
ganze Spektakel dabei absonderte, möchte ich an dieser Stelle mal
ganz außen vorlassen. Auch unsere Träume, dass dies nur die
Vorspeise sei, zerschlugen sich mit einem ruppig-freundlichen „Das
ist alles“ der Thekenfrau recht unverzüglich. Ohnehin hatten wir
uns bereits gefragt, warum die beiden mexikanischen Köchinnen uns
bei unserer Bestellung offensichtlich aus- oder formulieren wir es
mal positiv anlachten.
Die Bilanz dieses ganzen Desasters
lautete unter dem Strich: 150 Pesos für drei unangetastete "platos
grande" und Baggi liegt mit Magen-Darm im Bett.
Die eigentliche Spitze des Eisbergs
ereilte uns dennoch aber erst heute früh. Denn beim Frühstück
teilte uns unsere mexikanische Gastgeberin mit, dass es sich beim
„platos grande“ um ein Gericht handelte, dass selbst unter
Mexikanern als außerordentliche Delikatesse gilt. Pancita nannte
sich nämlich unser Abenteueressen - gewürzte Suppe mit
Schweinemagen. Bon provecho!
Die Moral von der Geschicht: In Zukunft
machen wir aus unserer Essenauswahl wohl lieber wieder eine
Wissenschaft.
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