Einen Monat sind die drei Musketiere nun also weit weit entfernt
von zu Hause unterwegs und es ist seitdem eine Menge passiert. Eine
Nachbetrachtung zum wohl bisher spannendsten Monat unseres Lebens.
Wie der ein oder andere Interessierte unter Euch sicher bereits
mitgeschnitten hat, begann unser ganzes Abenteuer eigentlich unter
schlechtesten Vorzeichen. Die Videospielcompany, die uns monatelang einen
Traumjob vorheuchelte, gab uns zwei Wochen vor Abflug den Laufpass und wir
kamen im Prinzip mit nichts, außer vollgepackten schweren Taschen und viel
Fantasie nach Kanada.
Nach einem endlosen Flug empfing uns unser erster Couchsurfing
host Jean Philippe kurz nach Mitternacht mit mittelmäßiger Laune und in Shorts.
Trotz eines kurzen Smalltalks - der zumindest offenbarte, dass JP ein halbwegs
anständiger Typ ist - war die Situation an sich einfach nur strange. Plötzlich
lag ich In der Wohnung eines Fremden in einem noch fremderen Land, dessen
Sprache ich auch höchstens mittelprächtig beherrsche, auf dem Sofa. Deshalb will ich im Nachhinein auch gar nicht wissen,
wie viel Zeit ich mit offenen Augen auf JP‘s viel zu kleinen Couch in
Embryonalstellung verbrachte und mich
fragte:
Alter, du liegst hier irgendwo in
Montreal auf einer fremden Couch, hast vielleicht Geld für zwei Monate -Wie
gehst jetzt eigentlich weiter?
Unsicherheit, eigentlich ein Begriff, mit dem ich in meinem
bisherigen Leben nur selten konfrontiert wurde, insbesondere auf einem anderen
Kontinent.
Es folgte: das große ABER. Denn nachdem wir mit Mavie und Gab, unseren zweiten Couchsurfing hosts, so wundervolle Menschen kennengelernt hatten, die uns einerseits die Welt zu Füßen legten und andererseits eine wundervolle Lebensphilosophie repräsentierten, entwickelte sich meine persönliche Gefühlsachterbahn zunehmend horizontal, da bereits unsere beiden Punkladies andeuteten, dass es tatsächlich überall Menschen gibt, die sich selbstlos um dich kümmern, egal, ob du fremd bist oder nicht, ob du Punker bist oder nicht.
Dennoch wussten wir auch während dieser einmaligen Zeit:
Wer reisen will, braucht Geld.
So viel wie irgendwie möglich. Und in diesem Kontext gab es, tragischerweise, leider keine unpassendere Stadt als Montreal. Deshalb folgten wir mehr oder weniger durchdacht den Stimmen, die wir schon seit unserer Ankunft hörten, deren Wahrheitsgehalt wir allerdings zu keiner Zeit wirklich einschätzen konnten.
“Just move west. They have jobs there
everywhere. “
Zum Glück sind wir auf
Reisen gegangen.
Dennoch kehrten mit unserer Ankunft in Calgary auch die
Sorgen wieder zurück. Angeblich sollte es recht einfach sein, mit den Websites kajiji.com und craigslist.com zumindest
vorübergehende Arbeit zu finden - fail. Erst nach etwa 847 Kontaktversuchen
und ungefähr 848 Absagen erklärte sich schließlich ein Bauunternehmer mit
deutschen Wurzeln bereit, uns zu
beschäftigen. Was für uns den absoluten
turning point bedeutete.
Denn trotz aller Aufs und Abs hatte sich Im Endeffekt nichts
an der wesentlichen Konstellation für uns drei geändert: Wir sind in den Westen
Kanadas über 3500 Km gefahren – was übrigens Paris-Moskau entspricht - und haben nun – endlich - einen Job. Zwar ist
es einerseits sicher alles andere als eine Traumvorstellung als sogenannter
Geisteswissenschaftler mit schwer körperlicher Arbeit sein Geld zu verdienen,
jedoch können wir bereits nach vier Tagen Arbeit resümieren, dass unser
aktueller Arbeitgeber aufgrund seiner geschmeidigen Philosophie absolut genial
für uns ist. Es wird zwar durchaus hart gearbeitet, aber es macht sich
definitiv niemand tot und zudem sind unsere Vorarbeiter allesamt formidable
Typen – die auch gern mit uns andere (noch) unfähigere Hilfsarbeiter verurteilen
J.
Nun, sicher ist dies nicht die totale Verwirklichung des
amerikanischen Traums für uns, doch so ganz unangemessen erscheint jeglicher
Gedankengang in diese Richtung nicht. Denn auf diese Weise können wir
verhältnismäßig entspannt die finanzielle Grundlage für eine gelungene
Weltreise schaffen und andererseits erlebten wir allein durch die Reise ach
Calgary Einmaliges, das keiner von uns mehr missen möchte.
Übrigens: Wir wohnen immer noch bei Luke. Der nächste Blog wird sich mit dieser immer
noch bizarren Situation befassen.
Beste Grüße nach Deutschland
Und ich drücke alle Daumen, die ich habe, dem BVB für morgen. Zumindest insofern
ich keine Schaufel in der Hand habe und graben muss.
Moin Erik!
AntwortenLöschenDann wird es nach drei Monaten auch mal Zeit, dass ich mal einen feinen Kommentar absetze. Super cooles Blog (das ich brav abonniert habe) und tolle, spannende Berichte.
Genießt die Zeit - es wird die geilste eures Lebens.
Grüße aus Hamburg!
Matthias