Während der Motor unseres Busses nach Calgary quasi bereits
warmläuft, ist es an der Zeit für ein erstes kleines Resümee. Denn mit dem
heutigen Tag ist bereits eine Woche vergangen, seitdem unsere Füße das erste Mal
kanadischen Boden berührten. Ein executive summary zu Montreal...
City
In Montreal sind Dinge unterirdisch, die jeden Europäer an
seiner Wahrnehmung zweifeln lassen. So befinden sich nicht nur die Stationen
der Metro allesamt im Untergrund, sondern auch ganze Einkaufszentren sowie die
Stadtuniversität.
Ohnehin erhält der Begriff des urbanen Lebens hier neue
Superlativen, die sich insbesondere während der Fahrten mit der Metro vergegenwärtigen. Egal wie kurz oder lang die Kanadier sich in
der Metro befinden, steht eins fest: Die Zeit in der Metro wird (sinnvoll)
genutzt. Sobald die Türen geschlossen sind, kramt der moderne Kanadier in
seiner Tasche und zückt ein neumodernes Unterhaltungsmedium. Selbstverständlich stehen
dabei Smartphones und MP3-Player weit oben auf der Prioritätenliste, doch auch
Zeitungen und Bücher sind zahlreich vertreten.
Nightlife
„Montreal is like the canadien Las Vegas“ said by Damien (Punkrocksänger)
Nun so wirklich bestätigen können wir Damiens Sicht der
Dinge nicht. Zwar waren wir unter anderem im sogenannten Katakömbz, doch
scheinen in Montreal erhebliche Geldmittel notwendig zu sein, um ausgiebig zu
feiern. Geld, das drei Arbeitssuchende im Moment verständlicherweise noch nicht
ganz so gern ausgeben und wir uns deshalb in dieser Hinsicht etwas zurückhielten.
Skurriles
Bekanntlich handelt es sich bei Montreal um eine kanadische
Stadt, was zugleich jedem Europäer signalisiert: Hier wird primär Englisch
gesprochen. Dies gilt jedoch nicht für
Montreal, hier ist Französisch die Erst- und Englisch lediglich die Zweitsprache,
was uns die Eingewöhnung mit unseren mangelhaften bis schlechten
Französischkenntnissen nicht unbedingt einfacher machte. Die Ursache dafür
liegt in den französischen Wurzeln des Bundesstaats Quebec, jedoch versteht der größte Teil
der Bevölkerung auch Englisch - zum
Glück!
Genau wie die französische Sprache zählen auch zahlreiche
Obdachlose zum skurrilen Stadtbild Montreals. Sie finden zuhauf im Untergrund der
Metrostationen Unterschlupf, wo es tagsüber aber auch nachts brechend warm ist.
Generell ist das Wetter absolut unberechenbar. Zwischen 25 Grad bei Sonnenschein und 10 Grad bei Nieselregen kann hier innerhalb weniger Stunden
alles passieren. Zur Nacht endet dieses Wechselspiel und ab spätestens 22.00
Uhr fällt die Temperatur schlagartig auf Temperaturen um den Gefrierpunkt, was
des Öfteren auch sehr strange ist, wenn man den ganzen Tag zuvor in T-Shirt
verbracht hat.
University and Sports
Nun, gemessen an dem, was mir us-amerikanische Hollywood-Streifen vermittelt haben über die sportliche Heldenverehrung an den Universitäten war es diesbezüglich in Montreal doch etwas mau. Gestern Abend besuchten wir das Derby zweier Montrealer Universitäten, bei dem etwa 1.000 Studenten ihre Universitäten anfeuerten. Das fußballerische Niveau war dabei durchaus überschaubar und ist in etwa in den unteren Regionen der Verbandsliga anzusiedeln. Zwar sind die körperlichen Fähigkeiten und der Fitnesszustand der Spieler durchaus beeindruckend, jedoch nach taktischem Verständnis sucht man hier vergebens – eigentlich ein gefundenes Fressen für jeden aufstrebenden Trainer. Was im Gegensatz dazu wiederum ungemein beeindruckt, sind die sportlichen Rahmenbedingungen, die die Universitäten ihren Athleten zur Verfügung stellen.
So spielen die Fussballer in einem Stadion, das etwa 25.000 Zuschauer maximal fassen könnte und, wie in dem Bild links zu sehen, spielen die Basketballer in einer ultramodernen Halle, die ebenfalls höchsten Ansprüchen genügt. Nun sind weder Basketball noch Fußball kanadischer Volkssport und ihre formidablen Rahmenbedingungen werden bei weitem nicht die Spitze des Eisbergs sein. Nicht auszudenken was die kanadischen Eishockeyspieler in der universitären Eishalle für Bedingungen vorfinden werden.
Na denn gute Reise und viel Erfolg bei der Arbeitssuche. Diese Art Job wird vermutlich kein Zuckerschlecken.
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